Treptow-Köpenick hat mit einem starken Zeichen auf den Nazi-Angriff von letzter Woche reagiert. Über 50 Menschen folgten dem kurzfristigen Aufruf vom Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick und des Bezirksamtes in Gestalt von Bezirksbürgermeister Oliver Igel. Außerdem waren das Zentrum für Demokratie und das Jugendbündnis Uffmucken beteiligt. So zogen dann jung und alt, AnwohnerInnen und Aktive aus anderen Ortsteilen gemeinsam durch das Wohngebiet zwischen Lindhorstweg, Springbornstraße und Sterndamm.

Dabei wiederholte sich der Angriff von letzter Woche, der Ausgangspunkt für den gemeinsamen Kiezspaziergang war. Am 29. Mai 2012 wurden zwei Jugendlichen angegriffen, als sie Nazi-Sticker entfernten. Anführer des Nazi-Trupps war Julian B.. Und auch am heutigen 08. Juni 2012 ließ er sich wieder blicken. Zusammen mit zwei anderen Neonazis näherte er sich einer Gruppe von vier Engagierten hinterrücks, die gerade große Plakate von Stromkästen entfernten. Sie wurden geschubst und als „Scheiß Kommunisten“ beschimpft. Später näherten sich die Neonazis weiteren Menschen an und bewaffneten sich mit Steinen. Bevor sie in Aktion treten konnten, schritt die Polizei ein und nahm die Personalien auf. Ganz deutlich wurde aber, dass Johannisthal für AntifaschistInnen ein unsicheres Gebiet ist und gewaltbereite Neonazis hier ihren Aktionsschwerpunkt sehen, neben Schöneweide.

Schon am Beginn des Spaziergangs, der vom Bezirksbürgermeister Oliver Igel, dem Integrationsbeauftragten Sven Schmohl, anderen PolitikerInnen aus Land und Bezirk sowie dem Pfarrer Pritzkau vom Gemeindezentrum Johannisthal eröffnet wurde, gab es erste Provokationen. Zwei Neonazis vor dem Lokal „Sturm-Ecke“ riefen „Hier regiert der Nationale Widerstand!“, homophobe Beleidigungen und andere Parolen. Auch von ihnen wurden, nach einer Anzeige, die Personalien aufgenommen.

Trotz dieser Einschüchterungs- und der Angriffsversuche haben sich die 50 Aufkleber-EntfernerInnen nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Johannisthal wurde von einer Unmenge an Nazi-Propaganda befreit. Der Spaziergang wird nicht die letzte Aktion in Johannisthal sein. Viele Kontakte wurden geknüpft und bereits erste Veranstaltungsideen entwickelt.

Für den 9. Juni soll die NPD eine Gegenkundgebung gegen das Fest für Demokratie und das Konzert Uffmucken in Schöneweide angemeldet haben. Die Veranstaltung soll von 18 bis 20 Uhr in der Schnellerstraße stattfinden und befindet sich damit auf dem Weg zwischen Fest für Demokratie und Konzert. Die Neonazis versuchen mit ihrer Anmeldung den Ortsteil Schöneweide für sich zu proklamieren. Nicht nur, aber auch deswegen, sind die Aktivitäten des Bündnisses für Demokratie Treptow-Köpenick und des Projekts Uffmucken in Schöneweide und Johannisthal genau richtig. Verschiedene Bündnisse und Initiativen werden die Versuche der Neonazis die Ortsteile für sich zu beanspruchen, nicht dulden, sondern entschieden und gemeinsam dagegen vorgehen. Dem Spaziergang heute und den beiden Veranstaltungen am 9.6. werden weitere Aktivitäten folgen.